Leonardo Weinreich, 2023

Sprachzeichen

Die folgenden semiotischen Untersuchungen sind lediglich ein fortführender Zusatz zum Buch. Sie sind nicht mit der gleichen Tiefe ausgearbeitet.


1 Bezug zur Bedeutung mittels Vorstellungen

2 Bezug zum Referent durch einen Kontext

2.1 Bedeutung nur als Intention?
3 Kontext-Sprachzeichen

4 Indexikalische Sprachzeichen / Deiktika

5 Weitere Arten von Sprachzeichen und Bedeutungen

6 Begriff des Sprachzeichens als Zeichenkörper mit Kontext-Bedeutung

7 Referenztheorie der Bedeutung

8 Ergeben sich Bedeutungen nur aus Schlussfolgerungen?

9 Bedeutungen von verschiedenen Begriffe mit gleichen Referenten

9.1 Begriffs-Zuordnung als Kontext-Bedeutung

10 Aussagen über nicht-Existenz (intentionale Inexistenz)

11 Wittgenstein, Sprachgebrauch

12 Starre Sprachzeichen

13 Universalienproblem

14 Sprachzeichen als Wahrheit

Literatur- und Quellenverzeichnis


1 Bezug zur Bedeutung mittels Vorstellungen

Ein sprachliches Zeichen bzw. Sprachzeichen ist z. B. ein geschriebenes, gesprochenes oder gedachtes Wort. Aber auch eine Kombination von Sprachzeichen wie Wörtern zu Sätzen kann ein Sprachzeichen genannt werden. Ein Sprachzeichen ist etwas, das sich als bewusst1 festgelegte Repräsentation auf mindestens eine Bedeutung als internen Sachverhalt (auch Signifikat genannt), und durch diese auf mindestens einen anderen, nicht unbedingt gegenwärtig existenten Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt, als das nicht-sprachliche Bezugsobjekt (auch Referent oder Denotat genannt). (Lehmann (2023 a); Schurz (2021, 44)) Der Bezug zum Referent geschieht dabei nur gedacht mittels Vorstellungen – es sei denn natürlich es handelt sich beim Referent um eigene, momentane Bewusstseinsinhalte. Auch der Bezug zur Bedeutung existiert natürlich nicht als andauernder Zustand, denn ein Sprachzeichen ist, was repräsentieren kann, wenn es vom Subjekt mit der Vorstellung seiner Bedeutung verknüpft wird.2 Dass sich ein Sprachzeichen auf ein Ding bezieht, bedeutet also, dass das Sprachzeichen im Bewusstsein eines Subjektes mit der Bedeutung verknüpft wird, und diese wiederum mit dem Referent als erlebter Bewusstseinsinhalt oder der Vorstellung oder Wahrnehmung des Referenten. Funktion eines Sprachzeichens in der Kommunikation ist es, im Rezipienten einen Bewusstseinsinhalt als die Vorstellung der Bedeutung oder des Referenten zu erzeugen.3

Die Eigenschaften eines Sprachzeichens selbst sind insofern irrelevant, als es nur dem Zweck der Repräsentation4 bzw. dem Bezug auf etwas dient. Deswegen sind Sprachzeichen selbst oft minimalistisch, wie ein geschriebenes Wort. Repräsentation soll hier bedeuten, dass ein Sprachzeichen stellvertretend für seine Bedeutung bzw. seinen Referenten gebraucht wird, welche sich im Gegensatz zum Sprachzeichen nur schwer bis gar nicht kommunizieren lassen. Neben der Kommunikation nutzen wir Sprachzeichen auch hauptsächlich zum Denken.

Ein Sprachzeichen kann vielfältige Bedeutungen haben, und Bedeutungen sind oft vage und nicht exakt definiert, bzw. lassen sie sich nur unscharf definieren.5 Und die beabsichtigte Bedeutung und Interpretation eines Sprachzeichens können sich stark unterscheiden. Dennoch kann es eine Standard-Bedeutung geben auf die sich die meisten Menschen einigen oder welche die meisten Menschen mit dem Sprachzeichen verknüpfen. Bedeutungs-Festlegungen können also individuell oder standardisiert bzw. für eine Mehrheit zutreffend sein, sowie sich auch erst im Sprachgebrauch genauer bestimmen.6 Oft ist etwas also auch nur die Bedeutung eines Sprachzeichens, weil es in einer Situation als dieses bezeichnet wird. So könnte man theoretisch auch den einmaligen Gebrauch eines erfundenen Wortes durch ein einzelnes Subjekt als Sprache und das Wort als Sprachzeichen bezeichnen. Für diesen einmaligen Vorgang besäße der Begriff die verwendete Bedeutung. Der Übergang hin zu einem in einer Gesellschaft etabliertem Sprachzeichen ist fließend.

Mit Sprachzeichen lassen sich aber auch Dinge beschreiben, die wir uns nicht vorstellen können, wie höherdimensionale Räume oder die abstrakten Eigenschaften von Elementarteilchen, welche durch Zahlen und Formeln (Sprachzeichen) beschrieben werden. Sprachzeichen können also auch ohne vorstellbare Bedeutung oder Referenten sinnvoll sein. Man könnte solch ein Sprachzeichen natürlich auch so verstehen, dass die Vorstellung seiner Bedeutung nur eine abstrakte Vorstellung ist, aber als solche eben der verknüpfte Bewusstseinsinhalt ist.

Ein Sprachzeichen wie „Hund“ bezieht sich auf alle möglichen Hunde (als seine Referenten), bzw. kann auf alle möglichen Hunde bezogen werden, als die Menge aller möglichen physischen Zustände, welche wir als Hund bezeichnen würden. Alle möglichen Hunde, als eine abstrakte Vorstellung, wäre also seine Bedeutung. So wird der Begriff Hund auch verwendet, um auf Hunde allgemein zu verweisen. Die Bedeutung ist meist nur eine abstrakte, zum Teil unbewusste Vorstellung. So geschieht die Verknüpfung von einer konkreten Bedeutung und einem Sprachzeichen meist intuitiv. Versuchen wir uns z. B. die Bedeutung von „Hund“ vorzustellen, bleibt dies eine abstrakte Vorstellung, oder wir stellen uns immer nur eine Version eines Hundes vor.7, 8 Die Bedeutung ist eigentlich das neuronale Netzwerk im Gehirn, welches die Begriffe und Referenten (bzw. deren Vorstellungen oder Wahrnehmungen) einander zuordnet. So kann die Bedeutung auch als Funktion verstanden werden, welche ein Sprachzeichen mit (der Vorstellung oder Wahrnehmung von) einem Referent verknüpfen kann.

In der Semantik bezeichnet Intension die Bedeutung, und Extension den bzw. einen Referent. (Siehe z. B. Carnap 1972.) Ändert sich die Zahl der Planeten in unserem Sonnensystem, habe das Sprachzeichen „Zahl der Planeten“ eine andere Extension bei gleichbleibender Intension. Die gleichbleibende „Intension“ besteht also in der gleichbleibenden Regel zur Zuordnung des Referenten, bzw. der gleichbleibenden Bedeutung.

Bei Referenten muss es sich nicht um gleiche Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalte handeln. Denn z. B. das Wort Fußball bezieht sich auf jeden Fußball als Wirklichkeitsinhalt mit all seinen Details und Eigenheiten, die nicht Teil der Bedeutung sind, weil all die Wirklichkeitsinhalte die einen Fußball definierenden Merkmale enthalten. Die Bedeutung von „Fußball“ ist also die Gesamtheit der einen Fußball definierenden Merkmale. Die Bedeutung z. B. von „Kreis“ kann jedoch auch die Vorstellung eines Kreises sein, verbunden mit dem Gedanken, dass dem Ähnliches auch ein Kreis ist.

Die Definition eines Sprachzeichens ist die in Worte gefasste Bedeutung. Da die Bedeutung eines Begriffs oft vielfältig und unscharf ist, beschreiben kurze Definitionen meist nur den Kern einer Bedeutung.9

Fazit: Ein Sprachzeichen, wie z. B. Wort, bezieht sich als bewusst festgelegte Repräsentation auf mindestens eine Bedeutung als internen Sachverhalt, und durch diese gedanklich auf mindestens einen anderen, nicht unbedingt gegenwärtig existenten Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt, als das nicht-sprachliche Bezugsobjekt. Funktion eines Sprachzeichens ist es, im Rezipienten einen Bewusstseinsinhalt als die Vorstellung der Bedeutung oder des Referenten zu erzeugen. Durch die Bedeutung als unbewusste oder abstrakte Vorstellung (bzw. als das neuronale Netzwerk im Gehirn, welches Begriffe Bewusstseinsinhalten zuordnet oder umgekehrt) kann sich ein Sprachzeichen auf jeden möglichen Referenten beziehen.


2 Bezug zum Referent durch einen Kontext

Der Kontext des Auftretens eines bestimmten Sprachzeichens kann bestimmen, worauf sich das Sprachzeichen bezieht bzw. welcher Referent ihm zugeordnet wird, siehe Abschnitt Indexikalische Sprachzeichen / Deiktika. Zum Kontext können die Gegenstände in der Umgebung gehören, aber auch zuvor getätigte Aussagen oder der Satz, in den ein Sprachzeichen eingebettet ist. Äußert man die Aussage „Die Rose ist rot“ vor jeweils zwei verschiedenen Rosen, können die Aussagen in diesen Fällen so interpretiert werden, dass sie verschiedene Referenten haben. Der Referent kann auch durch die Intention des Kommunikators bestimmt werden, weil dieser einen konkreten Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt mit dem Sprachzeichen geistig verknüpft hat, welcher ein möglicher Referent des Sprachzeichens ist.

Der Kontext kann jedoch auch die Bedeutung gänzlich ändern, wie bei einer Metapher. Eine situationsabhängige Metapher wäre jedoch keine Bedeutung, weil ihr Verständnis die wortwörtliche Sprachzeichen-Bedeutung voraussetzt, während eine standardisierte Metapher eine Bedeutung wäre, weil die Metapher-Bedeutung erlernt wurde und unabhängig von der wörtlichen Bedeutung existiert. So kann eine Metapher-Bedeutung wie bei „dünnes Eis“ auch zu einer „standardisierten“ Bedeutung werden und muss nicht situationsabhängig sein. Wenn die beabsichtigte Bedeutung also von einer Situation abhängt, ist es nicht sinnvoll das Kommunizierte als Sprachzeichen zu bezeichnen, da es keine standardisierte Bedeutung hat. Die Bedeutung ist lediglich eine Interpretation über die Sprachzeichen-Bedeutung hinaus.

Man könnte Sprachzeichen jedoch auch so definieren, dass sie auch situative Bedeutungen haben können, welche sich nur durch Interpretation (ihrer wörtlichen Bedeutung) erschließen lassen. Jedoch ergibt es nur Sinn dies Bedeutungen zu nennen, wenn Kommunikator und Rezipient die gleichen Bedeutungen verknüpfen, da sonst jede Interpretation Assoziation eine Bedeutung wäre. Vielleicht reicht es aber auch aus, wenn der Kommunikator eine bestimmte Bedeutung im Sinn hatte. Der Begriff der Bedeutung könnte sich also allgemein als das definieren, was als verknüpfter Inhalt von Sprachzeichen aufgefasst wird, bzw. das, was mit Sprachzeichen verknüpft wird, welche kommuniziert werden um die Bedeutung zu vermitteln. Solch eine Definition ist natürlich rekursiv in dem Sinne, dass Bedeutung eben das wäre, was (situativ) als repräsentierende Bedeutung aufgefasst wird. Auch dies setzt jedoch eine bereits vorhandene allgemeine Bedeutung voraus. Die situative Bedeutung könnte jedoch als eine konkrete Bedeutung verstanden werden.

„We must give up the idea of a clearly defined shared structure which language-users acquire and then apply to cases.“, schreibt Davidson (1986) bezüglich der situativen Kontext-Abhängigkeit der (interpretierten) Bedeutung von Sprachzeichen. Definiert man also solche Bedeutungen auch als Teil der Sprache, ist Sprache kein klar definierbares System.

Das Wort „Hund“ kann sich auch durch einen Kontext auf einen bestimmten Hund beziehen, so wie wenn ich sage „Mein Hund“. So gibt es auch herkömmlich die Ansicht, dass alle Begriffe natürlicher Sprachen kontext-sensitiv sind. Denn natürlich kann der Kontext eines jeden Sprachzeichens es auf einen bestimmten Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt beziehen (es sei denn das Sprachzeichen tut es schon selbst). Wenn ich z. B. mit Nixon den amerikanischen Präsidenten meine, dann bezieht sich dieses konkret existierende Sprachzeichen in meinen Gedanken durch den Kontext meiner Gedanken auf diesen konkreten Wirklichkeitsinhalt. Die Zuordnung eines Sprachzeichens zu einer seiner möglichen Referenten geschieht also immer über eine konkrete Existenz des Sprachzeichens. Der Referent eines jeden Sprachzeichens ist insofern „von der Welt abhängig“, als er nur ein bestimmter Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt ist, welcher in der Welt existiert. Aber „Hund“ an sich bzw. „Hund“ ohne Kontext besitzt die (allgemeine) Bedeutung „jeder mögliche Hund“.


Fazit: Der Kontext des Auftretens eines einzelnen Sprachzeichens bestimmt seinen Referent.


2.1 Bedeutung nur als Intention?

Es gibt die Idee (z. B. von Grice 1957), dass die Bedeutung eines Sprachzeichens nur die Intention des Kommunikators ist. Dies bedeutet letztlich jedoch auch nichts anderes, als dass Bedeutung der Bewusstseinsinhalt (bzw. was er repräsentiert) ist, den man mit dem Sprachzeichen verknüpft. Und dass man eine eigene Intention bzw. Bedeutung mit einem Sprachzeichen verknüpfen kann, ändert auch nichts daran, dass wir Standard-Bedeutungen für die Interpretation als gültig betrachten. Als Intention wird jedoch mit geäußerten Sprachzeichen mehr verknüpft als deren wörtliche, eigentliche Bedeutung. Dies definiert sich jedoch nicht als (Sprachzeichen-)Bedeutung, da es sich nur durch den Kontext der Äußerung interpretieren lässt, und nicht als Sprachzeichen-Bedeutung festgelegt ist. Solch eine Bedeutung könnte man vielleicht Intentions-Bedeutung nennen, als den Bewusstseinsinhalt, von dem der Kommunikator erwartet, dass der Rezipient ihn verknüpft. Sagt man z. B. mit ironischer Betonung (und bezüglich eines Kontextes, bei dem man erkennen kann, dass etwas ironisch gemeint ist) „Das ist ja schön!“, kann man eigentlich beabsichtigen, dass der Rezipient erkennen wird, dass man es nicht schön findet. Das, was ein Kommunikator in einer bestimmten Situation meint, erfordert also immer auch die eigentliche Sprachzeichen-Bedeutung als Grundlage der Interpretation. Da man des Weiteren Sprache auch bloß in Gedanken benutzen kann, muss es nicht immer einen Rezipienten geben.

Die Bedeutung eines Sprachzeichens hängt insofern davon ab, was der Kommunikator beabsichtigt hat oder was der Rezipient interpretiert hat, als die Bedeutung immer das ist, was von einem Subjekt mit dem Sprachzeichen verknüpft wird und als Bedeutung aufgefasst wird. Im allgemeinen Sinne ist die Bedeutung eines Sprachzeichens jedoch seine Standard-Bedeutung, als jene, welche z. B. im Wörterbuch steht. Die Absicht des Kommunikators wird jedoch als wichtiger betrachtet, weil er es ist, der eine Bedeutung vermitteln will, weshalb bei Uneinigkeit zwischen Kommunikator und Rezipient die beabsichtigte Bedeutung die „eigentliche Bedeutung“ ist.


3 Kontext-Sprachzeichen

Das Bezugsobjekt bzw. der Referent von „Mein Lieblingsgetränk“ ist ein Getränk, welches ein Subjekt am liebsten trinkt. Dass das Getränk von einem Subjekt am liebsten getrunken wird, ist jedoch keine Eigenschaft des Getränkes selbst, sondern etwas außerhalb des Wirklichkeitsinhaltes des Getränkes, das mit ihm geschieht. Dies soll hier Kontext genannt werden. „Mein Lieblingsgetränk“ ist somit ein Kontext-Sprachzeichen, denn es enthält neben einer verweisenden Bedeutung bzw. des verweisenden Referenten als das Getränk auch eine Kontext-Bedeutung bzw. einen Kontext-Referenten, also das Subjekt, welches das Getränk am liebsten trinkt. Die Bedeutung von „Mein Lieblingsgetränk“ ist die Menge aller möglichen Subjekte und Getränke, deren Zusammensetzung als Kombination physikalischer Eigenschaften und Grundbausteine überhaupt möglich ist, und die in der Beziehung zueinander stehen, in der das Getränk das Liebste des Subjektes ist.

Man kann ein Kontext-Sprachzeichen wie „Mein Lieblingsgetränk“ zwar so verstehen, dass es „von der Welt abhängig“10 ist, da der Kontext bestimmt, worauf sich das Sprachzeichen bezieht, aber genauso könnte man den Kontext als abhängig von der eigentlichen verweisenden Bedeutung (dem Getränk) betrachten, weil ein bestimmtes Getränk nur als „Mein Lieblingsgetränk“ bezeichnet werden kann, wenn es ein Subjekt gibt, welches das Getränk am liebsten trinkt. Aber auch die Referenten eines jeden Sprachzeichens sind von der Welt abhängig, wenn die Frage nach Referenten danach fragt, wann welche mögliche Bedeutung zu einem Zeitpunkt an einem Ort existiert. Die wirklichen Unterschiede zwischen den Sprachzeichen „Mein Lieblingsgetränk“ und z. B. „Kreis“ sind, dass „Mein Lieblingsgetränk“ auch eine Kontext-Bedeutung besitzt, und, dass die allgemeine Vorstellung eines Kreises ähnlicher mit den einzelnen, konkreten Kreisen ist, als die allgemeine Vorstellung von „Mein Lieblingsgetränk“, weil „Kreis“ enger definiert ist, also nur auf Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalte zutrifft, die starke Ähnlichkeit miteinander bzw. mit der Idee eines perfekten Kreises haben, während die Referenten von „Mein Lieblingsgetränk“ derart voneinander abweichen, dass man sich die Bedeutung nur als ein unspezifiziertes Subjekt vorstellen kann, welche ein unspezifiziertes Getränk am liebsten trinkt.

„Mein Lieblingsgetränk“ besitzt des Weiteren den Kontext, dass ein Subjekt das Sprachzeichen äußert oder denkt. Denn „mein“ erhält seinen Referenten immer nur dadurch, dass ein Subjekt es äußert oder denkt. Da dieser Kontext jedoch nicht Teil der verweisenden Bedeutung sein soll, hat „Mein Lieblingsgetränk“ zusätzlich Eigenschaften eines Deiktikums, siehe entsprechender Abschnitt.

Eine Kontext-Bedeutung scheint als Nebenbedeutung vielleicht eine Art von Konnotation zu sein, als Gegenstück zur Denotation bzw. denotativen Bedeutung. Dies ist jedoch keine Nebenbedeutung im Sinne einer Mehrdeutigkeit, sondern eines parallelen Bedeutungsteils. Im Gegensatz zu den meisten Konnotationen sind Kontext-Bedeutungen fester Bestandteil der konventionellen bzw. lexikalischen Bedeutung, und nicht bloß eine subjektive Interpretation, wie die meisten wertenden Konnotationen. (Lehmann 2023 b) Denotation meint eine neutrale Bedeutung. Diese Charakterisierung trifft jedoch nicht auf die Beziehung zwischen der verweisende Bedeutung und der Kontext-Bedeutung zu.


Fazit: Kontext-Sprachzeichen enthalten neben einer verweisenden Bedeutung auf ein bestimmtes Bezugsobjekt auch eine Kontext-Bedeutung, welche sich auf einen parallelen Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt als Kontext-Referenten bezieht.


4 Indexikalische Sprachzeichen / Deiktika

Kontext-sensitive Sprache, also die Bezugnahme auf etwas im Kontext sprachlicher Äußerungen wie durch das Wort dieser, wird in der Sprachwissenschaft Deixis oder Indexikalität genannt (Ehrhardt & Heringer 2011, 147), während solch ein Sprachzeichen deiktisch (Deiktikum) oder indexikalisch (Indikator oder Index) genannt wird. Der Begriff Index ist hier jedoch problematisch, da er in der Semiotik ebenfalls für Sprachzeichen verwendet wird, die einen faktischen oder kausalen Zusammenhang zur Bedeutung bzw. zum Bezeichneten haben. Deswegen soll hier der Begriff des Deiktikum verwendet werden. Eine Bezugnahme auf etwas im Kontext sprachlicher Äußerungen trifft jedoch auch auf alle gewöhnlichen Begriffe zu, da sprachliche Äußerungen ich meistens auf Dinge oder Sachverhalte in ihrem Kontext beziehen, die konkreter als die allgemeine Bedeutung der Begriffe sind.

Ein Deiktikum wie das Wort „dieser“ besitzt wie jedes Sprachzeichen eine bewusst festgelegte Bedeutung (welche auf Konvention bzw. Vereinbarung beruht), durch welche es jedoch erst in einer Kommunikationssituation bzw. in einem Äußerungskontext (durch Kontiguität) auf einen Referent bezogen wird. Der Referent kann also theoretisch alles sein, hat jedoch im Fall von dieser einen männlichen Genus. Die Bedeutung eines Deiktikums verweist also lediglich auf den Kontext zur Bestimmung eines Referenten, und hat selbst keinen konkreten Inhalt hat, der kommuniziert werden soll. Ein Deiktikum hat keinen kontextunabhängigen Referenten. So verwenden wir „dieser“ z. B. Im Gegensatz zu „Hund“ auch nicht als Allgemeinbegriff. Ein Hund ist nach der Definition von „Hund“ ein Hund, unabhängig davon, ob man ihn als Hund bezeichnet. Das mit „dieser“ Bezeichnete ist aber nur das mit „dieser“ Bezeichnete, wenn man es mit „dieser“ bezeichnet. Indexikalische Begriffe bzw. Deiktika wie „dieser“ erhalten also erst in Kontext ihrer Verwendung eine verweisende Bedeutung, während ihre allgemeine Bedeutung keinen Referenten beschreibt.

Der Kontext eines Deiktikums wird jedoch nicht als Kontext-Bedeutung wie bei einem Kontext-Sprachzeichen definiert. Denn ein Deiktikum soll ausschließlich auf etwas verweisen. Bei einem Kontext-Sprachzeichen wie „Mein Lieblingsgetränk“ ist der Kontext, dass ich ein Getränk am liebsten trinke, zusätzlich auch Teil der Bedeutung, welche kommuniziert bzw. erkannt werden soll.

Es wird herkömmlich auch diskutiert, ob „gut“ ein Deiktikum ist. „Gut“ kann auf alles bezogen werden, denn gut ist, was als gut definiert bzw. empfunden wird. Somit ist die konkrete Bedeutung bzw. der Referent von gut wie bei „dieser“ immer an einen Kontext gebunden. Dieser Kontext, also für wen oder was etwas gut ist, ist jedoch Teil der Bedeutung. Gut ist also ein Kontext-Sprachzeichen.


Fazit: Die Bedeutung von Deiktika verweist lediglich auf den Kontext ihrer Erscheinung zur Bestimmung eines Referenten und ist insofern selbst inhaltslos.


5 Weitere Arten von Sprachzeichen und Bedeutungen

Viele Wörter wie Konjunktionen, Artikel und manche Adverbien sollen keine Bedeutung kommunizieren, sondern eine Funktion für andere Sprachzeichen erfüllen (siehe auch das Kapitel Normativität als Bedeutung im Buch), also ihre Bedeutung beeinflussen. Schurz (2021, 43) nennt sie logische Begriffe, welche eine strukturelle Funktion besitzen. 

Eine Frage verknüpft die Vorstellung von einem (oder mehreren) Sachverhalten mit dem Bewusstseinsinhalt des nicht-Wissens bezüglich des Sachverhalts und der Intention bzw. dem Interesse, dieses Wissen zu erlangen. Da dieses Interesse dem Bewusstseinsinhalt eines Wunsches ähnlich ist, kann man dies auch die normative Bedeutung einer Frage nennen. Der verknüpfte Bewusstseinsinhalt des Interesses muss natürlich von einem beliebigen Subjekt, welches die Frage mit seiner Bedeutung verknüpft, nicht geteilt werden, sondern existiert als abstrakte Vorstellung bzw. abstrakter Wunsch in seinem Bewusstsein. Äußert eine andere Person also eine Frage, bildet das Subjekt lediglich die Vorstellung des echten Interesses der anderen Person. 

Jede Eigenheit eines Kommunikationsakts kann mit der Absicht eingesetzt werden dem Rezipienten etwas zu vermitteln. So kann z. B. die Betonung einer Äußerung eine festgelegte Bedeutung haben oder den Rezipienten auf die Verfassung oder Intention des Kommunikators schließen lassen. So sollen oft auch Gefühle ausgedrückt oder hervorgerufen werden. Es gibt also neben (repräsentativen) Sprachzeichen natürlich noch viele andere Mittel etwas zu kommunizieren oder im Bewusstsein einer anderen Person zu bewirken. (Quante (2017, 47) spricht von der evokativen Bedeutungskomponente.) Aber auch ein bestimmter Tonfall könnte als Sprachzeichen angesehen werden, welches mit einem bestimmten Bewusstseinsinhalt wie einem Gemütszustand verknüpft werden soll, wenn die Verknüpfung eine akzeptierte Festlegung ist.

Nach der Sprechakttheorie ist Sprechen eine Art des Handelns (Kutschera, 1982, 87-90). Die übermittelte Bedeutung kann also verschiedenste Funktionen erfüllen bzw. etwas bewirken.

Geht die bewusste Bedeutung eines Sprachzeichens ins Unbewusste über, scheint das Hervorrufen der Vorstellung der Bedeutung beim Rezipienten eine bloße antrainierte Wirkung des Sprachzeichens zu sein. Solch ein Wort können wir jedoch trotzdem als Sprachzeichen bezeichnen, da die Verknüpfung ursprünglich bewusst gesetzt wurde und entsprechend der Definition von Sprachzeichen wieder bewusst hervorgerufen werden kann.


Nicht bewusst festgelegte konkrete Bedeutung

Neben der bewusst festgelegten (intendierten oder interpretierten) konkreten Bedeutung kann es eine nicht bewusst festgelegte konkrete Bedeutung geben. So können z. B. positive oder negative Wertungen, die mit einem bezeichnetem Referenten verknüpft werden, nicht Teil der bewusst festgelegten konkreten Bedeutung sein. (Vgl. Denotation als neutrale Grundbedeutung und Konnotation als subjektive assoziative Nebenbedeutung.) Besitzt ein Begriff mehrere Bedeutungsvarianten, kann eine alternative Bedeutung zur nicht bewusst festgelegten Bedeutung werden, die aber dennoch als Bedeutung mit gedacht wird. So kann z. B. mit dem Wort Bäcker im Deutschen eine geschlechtsunspezifische Person gemeint sein, welche die Tätigkeit eines Bäckers ausübt. Da das Wort Bäcker jedoch auch die Bedeutung besitzt, nur eine männliche Person zu meinen, wird diese Bedeutung bei der Verwendung der geschlechtsunspezifischen Bedeutung mit als Teil der Gesamtbedeutung ins Bewusstsein gerufen werden. Trotzdem kann nur eine konkrete Bedeutung die in einem Einzelfall bewusst festgelegte, intendierte oder interpretierte Bedeutung sein.


6 Begriff des Sprachzeichens als Zeichenkörper mit Kontext-Bedeutung

Der Begriff des Zeichens bezeichnet in der Semiotik entweder nur den Zeichenkörper (auch Significans genannt), wie ein Wort, (was der klassischen Zeichentheorie entspricht) oder aber die als untrennbar gedachte Einheit der Beziehung des Zeichenkörpers zu seiner Bedeutung (Vater 2005, 13). Letzteres würde bedeuten, dass ein Sprachzeichen die Vorstellung des Bezugs zur Bedeutung ist. Der Begriff des Sprachzeichens könnte alternativ jedoch ähnlich zum Begriff Wort definiert werden, welcher im tatsächlichen Sprachgebrauch nicht wirklich auf eine gedachte Einheit aus Zeichenkörper und Bedeutung bezieht, sondern primär auf das, was herkömmlich Zeichenkörper genannt wird, bzw. die Vorstellung des Zeichenkörpers, wozu z. B. auch die Vorstellung eines gesprochenen Wortes zählen kann. (Wobei jedoch ein Sprachzeichen natürlich mehr als nur ein Wort sein kann.) Da sich ein Sprachzeichen als etwas definieren lässt, was eine Bedeutung hat, ist ein Begriff der Sprachzeichen und Bedeutung zusammen bezeichnet nicht notwendig. Ein solches Sprachzeichen, wie ein geschriebenes Wort, bezeichnet also das geschriebene Wort und verweist auf dieses, besitzt jedoch die Kontext-Bedeutung, dass es eine Bedeutung besitzt. Siehe den Abschnitt Kontext-Sprachzeichen. Was herkömmlich Zeichenkörper genannt wird ist schlicht das Zeichen selbst, bzw. die verweisende Bedeutung des Kontext-Sprachzeichens Sprachzeichen. Auch der Zeichenkörper ist nur ein Zeichenkörper, weil er eine Bedeutung besitzt. Das heißt der Begriff des Zeichenkörpers ist ein Kontext-Sprachzeichen mit Kontext-Bedeutung.

So wie wir z. B. ein geschriebenes und ein gesprochenes Wort als das gleiche Wort bezeichnen, können wir sie auch als ein gleiches Sprachzeichen bezeichnen, wenn sie die gleiche Bedeutung haben. Ein Sprachzeichen würde sich also nicht durch seinen konkreten Zustand definieren, sondern durch seine Kontext-Bedeutung – also seine Bedeutung.


Fazit: Der Begriff des Sprachzeichens sollte nicht die gedachte Einheit aus Zeichenkörper und Bedeutung bezeichnen, sondern das, was herkömmlich Zeichenkörper genannt wird – wobei hiermit auch die allgemeine Vorstellung des Zeichenkörpers gemeint ist. Dass ein Sprachzeichen eine Bedeutung besitzt, wäre die Kontext-Bedeutung des Begriffs Sprachzeichen.


7 Referenztheorie der Bedeutung

Die Semantik befasst sich mit der Bestimmung der Bedeutung von Sprachzeichen. Die Bedeutung (auch Signifikat genannt) wird herkömmlich meist als interner Sachverhalt verstanden, im Gegensatz zum externen Sachverhalt des Bezeichneten (auch Referent oder Denotat), als Gegenstandsbezug (Schurz 2021, 44). Mit der Kenntnis der Bedeutung, heißt es, versteht man einen Begriff, weil die Bedeutung die charakterisierenden Merkmale enthält. Der Begriff der Bedeutung meint herkömmlich also meist die allgemeine Vorstellung dessen, worauf sich ein Sprachzeichen letztendlich beziehen soll.

Ebenso wie beim semiotischen Dreieck, definiert Peirce (1993) das Zeichen als eine triadische Beziehung zwischen einem Repräsentamen, einem Interpretanten und einem Objekt. Ein Repräsentamen ist ein Zeichenträger (z. B. ein Wort). Ein Interpretant ist ein Gedanke, den der Zeichenträger bei einem Interpreten hervorruft – also die Bedeutung. Und das Objekt bezeichnet schließlich den Referent.

Der Referent als das Bezeichnete ist jedoch der eigentliche Grund dafür, dass es überhaupt ein Sprachzeichen für ihn gibt. Die Vorstellung des Bezeichneten bzw. die Bedeutung von z. B. „Hund“ ist immer durch das Bezeichnete, also Hunde, bestimmt. Die Bedeutung als Bewusstseinsinhalt ist immer nur eine (abstrakte) Vorstellung vom Bezeichneten. Wir tauschen auch in der Kommunikation nur das Sprachzeichen selbst aus, und es geht uns eigentlich nur um die bezeichneten Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalte. Da die Vorstellung des Bezeichneten also nicht das ist, worum es eigentlich geht, könnten wir den wichtigen Begriff der Bedeutung auch dem Bezugsobjekt zuordnen. Alle möglichen Hunde wäre dann die allgemeine Bedeutung von „Hund“. Ein Element dieser Menge aller möglichen Hunde, also ein einzelner Hund, wäre eine konkrete Bedeutung des Sprachzeichens.11 Durch die allgemeine Bedeutung bezieht sich ein Sprachzeichen auf viele konkrete Bedeutungen, welche bestimmte Merkmale erfüllen. Was herkömmlich Bedeutung genannt wird, entspräche als Vorstellung jeder möglichen konkreten Bedeutung der allgemeinen Bedeutung. Die Definition aus „Sprachzeichen – Vorstellung der Bedeutung – Bedeutung“ bzw. „Sprachzeichen – allgemeine Bedeutung – konkrete Bedeutung“ ist vielleicht sinnvoller als die Definition aus „Zeichenträger – Bedeutung – Bezeichnetem“. Dies entspricht (einer Version) der Referenztheorie der Bedeutung (oder auch direct reference theory), nach welcher die Bedeutung der durch ein Sprachzeichen benannte Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt ist, also das Bezugsobjekt bzw. der Referent.

Da Bedeutung somit sowohl allgemeine als auch konkrete Bedeutung meint, kann es zu Verwirrungen kommen. So sagen wir herkömmlich, dass ein Wort eine Bedeutung hat, unabhängig davon ob die Bedeutung als das Bezeichnete existiert. Ersteres meint also die allgemeine Bedeutung und letzteres die konkrete. Ein Wort bzw. Sprachzeichen kann somit „eine Bedeutung haben“ obwohl „diese Bedeutung nicht existiert“. Denn „eine Bedeutung zu haben“ bedeutet eigentlich eine allgemeine Bedeutung zu haben, welche im Bewusstsein als dem Sprachzeichen zugeordnete Vorstellungen von den Dingen existiert. Der scheinbare Widerspruch in der Ausdrucksweise hat praktisch keine Relevanz. Praktisch sagen wir nicht „Die Bedeutung des Wortes Gespenster ist nicht existent“, sondern „Es gibt keine Gespenster“. Herkömmlich würde man auch sagen, dass ein Sprachzeichen nur eine Bedeutung hat, was aber nicht meint, dass nur eine konkrete Bedeutung existiert.

Herkömmlich wird der Begriff der Bedeutung zum Teil auch verwendet, um die Verbindung von Sprachzeichen und dem Bezeichneten zu bezeichnen. Wenn wir jedoch nach der Bedeutung von einem Wort oder einer Aussage fragen, wird als Antwort nicht diese Verbindung beschrieben, sondern eben das, worauf sich das Sprachzeichen bezieht bzw. welchen Sachverhalt die Aussage abbildet. Da dies natürlich durch die Verbindung bestimmt wird, kommt es auf das Gleiche hinaus. Aber da die Verbindung eigentlich immer unsichtbar bzw. im Hintergrund ist, würde es keinen Sinn ergeben ausschließlich für sie den wichtigen Begriff der Bedeutung zu verwenden.


Fazit: Da mögliche Referenten das sind, worum es uns bei der Benutzung von Sprachzeichen eigentlich geht, können wir diese in den Begriff der Bedeutung einschließen, und als konkrete Bedeutungen bezeichnen, welche wir mittels dem Bewusstseinsinhalt der allgemeinen Bedeutung einem Sprachzeichen zuordnen.


8 Ergeben sich Bedeutungen nur aus Schlussfolgerungen?

Der Inferentialismus ist die Auffassung, dass die Bedeutungen bzw. Inhalte unserer Ausdrücke aus Schlussfolgerungen gewonnen werden, im Gegensatz zu der These, dass Bedeutungen aus Erfahrungen stammen müssen. Die Bedeutungen als Vorstellungen von etwas müssen jedoch wie alles aus der Erfahrung bzw. Wahrnehmung stammen. Ein Verständnis davon, was es z. B. bedeutet wenn Mittwoch ist, ergibt sich nicht, wie Brandom (1998) meint, aus impliziten Schlussfolgerungen und Prämissen, wie die abgeleitete die Aussage „morgen ist Donnerstag“, sondern die Bedeutung der Aussage „Heute ist Mittwoch“ erlernen wir z. B. dadurch, dass wir feststellen, dass wahrscheinlich alle Menschen davon ausgehen, dass Mittwoch ist. Zu wissen, wie sich Mittwoch zu den anderen Wochentagen verhält, ist lediglich Bedingung dafür zu erkennen, wann Mittwoch oder einer der anderen Wochentage ist. Dies setzt voraus zu wissen, welcher Tag heute ist, was sich aus den Überzeugungen aller Menschen ergibt, bzw. aus den offiziellen Begriffs- und Zeitdefinitionen – denn das ist die Bedeutung davon, welcher Tag ist. Die Wahrheit der Aussage, dass heute Mittwoch ist, hängt jedoch davon ab, ob nach dem offiziellen System der Festlegung des Datums bzw. der Zeiteinteilung mitsamt ihrer Begriffsdefinitionen, heute Mittwoch ist. Die Aussage ist also entweder wahr, wenn die meisten Menschen denken, dass heute Mittwoch ist, oder wenn Autoritäten in Form von Menschen oder Schriftstücken der Meinung sind, dass heute Mittwoch ist. Es ist also eine „soziale Konstruktion“. Die genannten Wahrheitsbedingungen sind objektiv gegebene Sachverhalte als die Bedeutungen der Aussage. Man kann nun zwar darauf schließen, dass dann morgen Donnerstag ist, aber auch die Information, dass heute Mittwoch ist, ist an sich gehaltvoll, da man so weiß, dass andere davon ausgehen, dass heute Mittwoch ist, was z. B. die Grundlage für ein vereinbartes Treffen heute sein kann.


9 Bedeutungen von verschiedenen Begriffe mit gleichen Referenten

Die Subjekte des Satzes „Clark Kent ist Superman“ haben insofern den gleichen Referenten, als sich die Begriffe auf dieselbe Person beziehen. Die Bedeutung von Superman ist jedoch nicht identisch mit der Bedeutung von Clark Kent, sodass der Satz bedeutet, dass Superman keine andere Person ist, also dass Clark Kent auch all die Eigenschaften und Tätigkeiten von Superman hat und tut. Superman hat eine eigene Bedeutung, da es sich nur auf eine Rolle von Clark Kent, also nur auf bestimmte Eigenschaften und Tätigkeiten bezieht. (dass Clark Kent auch unter dem Namen Superman bekannt ist) Die verschiedenen Eigenschaften ein und derselben Person, die jeweils Teil der Bedeutungen der Begriffe Clark Kent und Superman sind, sind Eigenschaften des Referenten selbst. Verschiedene Begriffe mit verschiedenen Bedeutungen können also deshalb den selben Referenten besitzen (siehe auch Freges Rätsel), da sie verschiedene Eigenschaften dieses Referenten enthalten – oder aber da sie den Referenten in verschiedenen Kontexten beschreiben. So könnten die verschiedenen Tätigkeiten von Clark Kent und Superman zur Bedeutung der Begriffe gehören. Die Begriffe Morgenstern und Abendstern bezeichnen den selben Referenten, nur jeweils aus verschiedenen Beobachtungskontexten, welche in die Bedeutungen der Begriffe einfließen. Bedeutungs­bestandteile, die nicht Teil des Referenten sind, können Kontext-Bedeutung genannt werden (siehe Abschnitt Kontext-Sprachzeichen). So kann etwas auch je nach Kontext aus Ort und Zeit, also wo es wann ist, einen anderen Begriff besitzen.

Des Weiteren müssen mit einem Referenten insofern auch nicht alle faktischen Eigenschaften dieses Referenten gemeint sein, als eine Bedeutung normalerweise immer nur einen Teil der Eigenschaften des Referenten enthält (da z. B. alle physikalischen Eigenschaften gar nicht bekannt sind). Die darüber hinausgehenden Eigenschaften des Referenten sind somit keine notwendigen Eigenschaften. (Eine Kontext-Bedeutung kann jedoch auch eine notwendige Bedingung sein, wie bei „mein Lieblingsgetränk“.)

Zwei verschiedene Begriffe können sich auch auf denselben Referent beziehen, aber trotzdem verschiedene Bedeutungen haben, weil diese Eigenschaften beschreiben, welche von der gleichen Menge an Referenten geteilt werden. So kann der Begriff A bedeuten, alle Objekte mit Eigenschaft a, und B, alle Objekte mit Eigenschaft b. Treten die Eigenschaften a und b immer nur zusammen auf, beziehen sich die Begriffe auf dieselben Referenten. Trotzdem sagen wir in diesem Fall nicht, dass die Begriffe gleiche Bedeutungen haben, denn die Bedeutung eines Sprachzeichens sind alle möglichen Referenten, also nicht nur jene, welche existieren. Ob es physikalisch möglich ist, dass Objekte nur mit Eigenschaft a oder b existieren, spielt keine Rolle (weil wir es so definieren). Wäre es (nach unserer intuitiven Logik) allerdings nicht denkbar, dass die Eigenschaften getrennt auftreten, dann würden die Begriffe auch die gleiche Bedeutung besitzen, da keine unterschiedlichen Bedeutungen vorstellbar sind.

Mit rund 35 % vertrat der größte Anteil an Philosophie-Professoren in einer Umfrage (Bourget & Chalmers 2013) die Argumentation von J. S. Mill bezüglich der Debatte um Eigennamen, welche besagt, dass die Propositionen (Bedeutungen) von Eigennamen keinen anderen semantischen Inhalt enthalten, als die Identifizierung des Referenten des Namens. Wie sich zeigt können Eigennamen (wie Morgenstern) jedoch auch eine Kontext-Bedeutung besitzen – ihre Bedeutung besteht also nicht allein im bezeichneten Referent. Und wie Eigennamen wie Clark Kent und Superman zeigen, kann die Identifizierung des selben Referenten auch durch verschiedene Eigenschaften, und damit durch verschiedene Begriffe mit verschiedenen Eigenschaften geschehen.


Fazit: Verschiedene Begriffe können sich auf gleiche Dinge beziehen, aber trotzdem verschiedene Bedeutungen besitzen, da sie sich eigentlich nur auf bestimmte Eigenschaften dieser Dinge beziehen, oder aber da sie andere Kontext-Bedeutungen besitzen.


Intensionalität

Entsprechend verschiedenen Begriffen mit gleichem Referenten gibt es herkömmlich auch den semantischen Begriff der Intensionalität (mit einem s) bzw. mode of presentation, bei dem ein Objekt unserer Gedanken aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet wird, und mit verschiedenen zusätzlichen Informationen angereichert wird (Ernst 2016, 68 f.; Grundmann 2017, 360 f.). Die Intensionalität eines Begriffs ist somit auch Teil seiner Bedeutung. Präziser wäre jedoch der Begriff der Kontext-Bedeutung, zur Unterscheidung von Referent und Kontext (bzw. verweisende Bedeutung und Kontext-Bedeutung). So spricht man zum Teil auch vom intensionalen Kontext in Abgrenzung zum Referenten, bezieht sich dabei jedoch eher auf die Bedeutung – es betrifft also die Unterscheidung von Bedeutung und Referent. So bezeichnet die Intension auch die Bedeutung, während die Extension den Referenten meint – wobei der Referent und ein Kontext wiederum als Unterscheidung innerhalb der Extension verstanden werden können. (Die Intentionalität (mit einem t) eines Begriffs als der gedankliche Bezug zum Referenten könnte auch als Bedeutung des Begriffs aufgefasst werden.) Intensionalität könnte auch als (intensionale) Bedeutung in Abgrenzung zur (intentionalen) verweisenden Bedeutung verstanden werden werden. Während letztere Bedeutung auf „ein Ding“ verweist, also auf den Referenten, wäre die intensionale Bedeutung die „echte“ Bedeutung, aus der sich erst die verweisende Bedeutung ergibt.


Fazit: Der Begriff der Intensionalität sollte wahrscheinlich besser durch den Begriff der Bedeutung (oder der Kontext-Bedeutung) in Abgrenzung zum Referenten ersetzt werden.


9.1 Begriffs-Zuordnung als Kontext-Bedeutung 12

Nur weil verschiedene Begriffe das Gleiche bedeuten, weil sie auf denselben Gegenstand verweisen, können sie nicht immer anstelle voneinander verwendet werden. Standardbeispiel hierzu ist: In dem Satz „Ödipus glaubt, er schlafe mit Iocaste“ darf Iocaste nicht durch Ödipus’ Mutter ersetzt werden, wenn der Satz wahr bleiben soll, obwohl Iocaste Ödipus‘ Mutter ist. Die beiden Begriffe haben zwar den gleichen Referenten, geben aber durch ihre unterschiedlichen Begriffe dem Satz unterschiedliche Bedeutungen. Denn der Satz bedeutet nicht nur, dass Ödipus glaubt, mit der Person zu schlafen mit der er schläft, sondern gleichzeitig auch, dass er weiß, dass sie Iocaste heißt. Wäre letzteres nicht der Fall, wäre die Aussage auch nicht falsch, wenn man stattdessen Ödipus’ Mutter einsetzt (weil er dann auch nicht wüsste, dass die Person Ödipus’ Mutter genannt wird, also seine Mutter ist). So kann man sagen, dass Iocaste in dem Satz (unter anderem) auf den Begriff Iocaste selbst verweist, weil Ödipus gerade glaubt, dass die Person Iocaste heißt, und somit Ödipus’ Mutter für ihn keine korrekte Begriffszuordnung wäre. Somit könnte man sagen, dass Iocaste – neben der verweisenden Bedeutung auf die entsprechende Person – im Kontext des Satzes die Kontext-Bedeutung besitzt, dass diese Person Iocaste heißt. Dass ein Begriff eine Bedeutung besitzt, wird normalerweise nicht als „Meta-Bedeutung“ selbst als Teil der Bedeutung (Kontext-Bedeutung) des Begriffs angesehen – hier scheint dies jedoch der Fall zu sein. Wenn verschiedene, aber gleichbedeutende Begriffe nicht getauscht werden dürfen, liegt dies also einfach nur daran, dass eben gerade der Unterschied eine Rolle spielt, dass es sich um verschiedene Begriffe bzw. Wörter handelt.

Ödipus’ Mutter ist hier jedoch ein „klassisches“ Kontext-Sprachzeichen, denn es besitzt zusätzlich die Kontext-Bedeutung, dass die Frau Ödipus zur Welt gebracht hatte. Iocaste würde sich auch dann auf die Frau beziehen, wenn sie nicht Ödipus gezeugt hätte. Da Ödipus von der Existenz dieses Kontextes (das Ereignis der Zeugung von Ödipus durch Iocaste in der Vergangenheit) nichts weiß, ordnet er der Frau auch nicht den Begriff Ödipus’ Mutter zu. 

Des Weiteren könnte die Bedeutung des Begriffs Iocaste auch jede andere Person sein, welche so heißt. Fragt man in dem Beispiel jedoch nach den Bedeutungen der beiden Begriffe, ist nicht relevant, ob die betreffende Person vielleicht zukünftig nicht mehr Iocaste heißt. Zum Zeitpunkt der Überlegungen bzw. im Kontext dieser Überlegungen über die Begriffe beziehen sie sich nur auf ihre Referenten zu diesem Zeitpunkt. (Ganz abgesehen davon, dass es sich um erfundene Figuren handelt und eine Umbenennung von Iocaste nicht möglich ist, weil es sich dann nicht mehr um das originale Werk handeln würde.) Ebenso bezieht sich hier Ödipus’ Mutter nicht auf eine andere Frau, deren Sohn Ödipus heißt. Durch den Kontext und die Referenten werden die Sprachzeichen also zu starren Sprachzeichen.


Fazit: Jedes Sprachzeichen besitzt den Kontext bzw. die Kontext-Bedeutung, dass die Bedeutung bzw. der Referent mit dem Sprachzeichen bezeichnet ist.


10 Aussagen über nicht-Existenz (intentionale Inexistenz)

Auch wenn eine Bedeutung nie (konkret) existieren kann, können Sprachzeichen sinnvoll sein. So wird ein Wort wie Drache in einem Fantasy-Roman nicht genutzt, um echte Drachen zu beschreiben, sondern um die Vorstellung eines Drachens im Leser hervorzurufen. Deswegen kann man sagen, dass sich das Wort Drache in der Praxis nicht auf einen möglichen echten Drachen, sondern nur auf die Vorstellung eines solchen bezieht, womit die Vorstellung sein Referent ist.

Das herkömmliche Problem der intentionalen Inexistenz besteht darin, wie man (widerspruchsfrei) sagen kann, dass etwas nicht existiert, obwohl man dadurch, dass man darüber spricht, seine Existenz impliziere (siehe z. B. G. Gabriel 2020, 134). Dass unsere Sprache die Existenz eines Dings impliziert, heißt nicht, dass das (bzw. die Existenz) wahr ist. Die Aussage dass etwas nicht existiert setzt nicht die Existenz des benannten Gegenstandes voraus, sondern bloß die Existenz der Idee bzw. Vorstellung des Gegenstandes, als Bedeutung des verwendeten Begriffs. Dass z. B. der Weihnachtsmann nicht existiert ist im Grunde gleichbedeutend damit, dass kein Wirklichkeitsinhalt existiert, der die Eigenschaften XYZ hat. Es sind nur Vorstellungen von Wirklichkeitsinhalten, welche selbst nicht existieren müssen. Der Referent eines Begriffs muss im Gegensatz zur Bedeutung nicht existent sein. Begriffe wie Weihnachtsmann beziehen sich nicht auf einen bestimmten Wirklichkeitsinhalt, sondern auf eine (fiktionale) Vorstellung bzw. ein „Konzept“, welches als geistige Vorstellung, sprachliches Konstrukt oder visuelle/räumliche Darstellung existiert. Ein Kind hingegen, das an den Weihnachtsmann glaubt, betrachtet ihn als echten Wirklichkeitsinhalt.


Fazit: Sprachzeichen, deren Referenten nicht existieren, beziehen sich bei ihrer Verwendung schlicht auf die Vorstellungen dieser.


11 Wittgenstein, Sprachgebrauch

Nach Wittgensteins (1990) Abbildtheorie der Sprache zerfällt die Wirklichkeit in Dinge (Sachen, die sich zueinander verhalten). Jedes Ding habe einen Namen in der Sprache. Bedeutung erhalten diese Namen, heißt es, erst durch ihr Zusammenstehen im Satz. Die Zuordnung zu Bedeutungen erhalten Sprachzeichen jedoch durch eine neuronale Verknüpfung. Es reicht also sich vorzustellen, dass man einem Bewusstseinsinhalt einen Namen gibt. Sätze zerfallen in deren Namen, heißt es weiter, so wie die Wirklichkeit in Dinge zerfällt.

Später meinte Wittgenstein (1953), dass die Bedeutung eines Wortes sein Gebrauch in der Sprache sei. Stellt man sich die Bedeutung eines Wortes vor, stellt man sich jedoch nicht den Gebrauch in der Sprache vor, sondern den Wirklichkeits- oder Bewusstseinsinhalt auf den es sich bezieht, bzw. eine mehr oder weniger konkrete Version seiner Bedeutung. Die Bedeutung des Wortes rot zu kennen, bedeute laut Wittgenstein, eine Regel zu haben mit der man rote von nicht-roten Dingen unterscheiden kann. Zur Bedeutung des Wortes rot gehört jedoch Kenntnis des Bewusstseinsinhalt der roten Farbwahrnehmung. Natürlich können wir hierbei nicht wissen, ob andere Menschen die gleiche Farbwahrnehmung wie wir haben, also ob in ihrer Wahrnehmung nicht z. B. rot und grün vertauscht sind – das worauf sich das Wort rot bezieht könnte als Blackbox also einen anderen Inhalt haben – aber trotzdem beziehen wir das Wort auf diese Bewusstseinsinhalte, welche durch die Wahrnehmung von „roten“ Dingen entstanden sind.

Wittgenstein spricht auch von Privatsprachen, die sich auf das beziehen, wovon nur der Sprechende wissen kann, also auf seine unmittelbaren, privaten Empfindungen. Sprechen über psychische Vorgänge sei als Sprechen über äußeres Verhalten zu analysieren. Dies entspricht nicht-wahrnehmbaren Bewusstseinsinhalten, welche nur anhand ihrer korrelierenden Wirklichkeits­inhalte (Gehirn, Verhalten) angenommen werden können. Im Sprachgebrauch haben wir hier natürlich nur die sichtbaren, äußeren Erscheinungen gegeben. Dennoch ist für uns die Bedeutung (der Kern der Bedeutung) des Begriffs einer Empfindung der Bewusstseinsinhalt, und nicht das äußere Verhalten, ebenso wie sich der Begriff eines Wirklichkeitsinhaltes auf diesen bezieht, ohne je eine reale physische Verknüpfung zu ihm haben zu müssen.

Der Sprachgebrauch legt des Weiteren natürlich insofern die Bedeutung fest, als Wörter verschiedene Bedeutungen haben können, und der Gebrauch in der Sprache festlegt, welche gemeint ist, wie in „aus dem Hahn fließt Wasser“. Durch den Gebrauch in der Sprache können manche Wörter auch eine speziellere Bedeutung erhalten, siehe die Abschnitte Kontext-Sprachzeichen und Indexikalische Sprachzeichen / Deiktika.

Die Bedeutung eines Wortes ist außerdem auch insofern sein Gebrauch in der Sprache, als es die Bedeutung ist, welche auch tatsächlich verwendet wird. Sobald ein Wort im Sprachgebrauch mit einer bestimmten Bedeutung verknüpft wird, hat es für diesen Sprachgebrauch die Bedeutung.


12 Starre Sprachzeichen

Es gibt herkömmlich den Begriff starrer Designator, welcher in allen möglichen Welten denselben Gegenstand bezeichnet. (Kripke 1980; SEP: Rigid Designators) Der Begriff von allen möglichen Welten ist hier jedoch ein irreführendes, unnötiges theoretisches Konstrukt. Denn ein starres Zeichen meint eigentlich ein Sprachzeichen, dass sich nur auf einen (selbigen) oder eine bestimmte Art von (gleichen) Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalt bezieht, und keine Variation von dessen konkreten Zustand erlaubt. „Wasser“ ist ein starres Sprachzeichen, weil es sich nur auf Wirklichkeitsinhalte bezieht, welche identisch sind. (Die exakte Anordnung der H2O-Moleküle zu einer Menge an Wasser kann sich jedoch unterscheiden, womit „Wasser“ verschiedene Wirklichkeitsinhalte bezeichnen würde. Dies könnte man jedoch als zu vernachlässigende Abweichung definieren.)

Einfache Begriffe oder Eigennamen sind starre Sprachzeichen, da ihr Bedeutung bzw. das worauf sie sich beziehen nicht von einem Kontext abhängig ist. Die Bedeutung von solchen Sprachzeichen scheint nicht ein interner Zustand zu sein, sondern das Bezugsobjekt selbst, wie nach der Referenztheorie der Bedeutung. Jedoch sind auch starre Sprachzeichen dieser Art kontextabhängig, besitzen also je nach Kontext einen anderen Referent. Ihre Referenten sind jedoch Dinge einer Art, und weniger untereinander verschieden.

Allgemeine und konkrete Bedeutung fallen bei starren Sprachzeichen streng genommen zusammen – es gibt also keine verschiedenen möglichen Bedeutungen, bzw. wären die konkreten Bedeutungen, so wie sie in verschiedenen Kontexten bzw. Umgebungen existieren, immer gleich. Würden wir jedoch annehmen, dass das als Wasser bezeichnete seine fundamentale Struktur ändern kann, und wir es dann immer noch als Wasser bezeichnen würden, dann wäre der Begriff nicht starr.

Auch z. B. „Kreis“ wäre ein starres Sprachzeichen, da nur das ein Kreis ist, was (auch mit leichter Abweichung) einem Kreis ähnlich ist. „Mein Lieblingsgetränk“ ist kein starres Sprachzeichen, da ich, nach herkömmlicher Argumentation, in einer anderen Welt ein anderes Lieblingsgetränk haben kann. Sinnvoller wäre jedoch zu sagen, dass „Mein Lieblingsgetränk“ deswegen kein starres Sprachzeichen ist, weil es sich zeit meines Lebens ändern kann, oder weil der „Mein“-Teil des Sprachzeichens eine andere Bedeutung haben kann, wenn ein anderer das Sprachzeichen äußert, wodurch sich „Mein Lieblingsgetränk“ auch auf ein anderes Getränk beziehen kann. (Siehe Abschnitt Kontext-Sprachzeichen.)

Verwandt mit dem Begriff des starren Zeichens ist herkömmlich auch der Begriff der singulären Proposition, als ein Sprachzeichen oder ein Bewusstseinsinhalt, welcher sich nur auf ein einzelnes Ding bezieht. Herkömmlich wurde diskutiert ob es so etwas geben kann (SEP: Singular Propositions). Sprachzeichen an sich können natürlich auf jedes Ding bezogen werden, das ihrer Bedeutung entspricht. Aber die Vorstellung eines einzelnen Dings kann sich nur auf dieses beziehen, wenn man schlicht will, dass sie nur auf dieses bezogen werden soll. Da der Bezug eines Bewusstseinsinhaltes auf z. B. einen Wirklichkeitsinhalt keine echte Verbindung ist, sondern nur gedacht wird, kann man schlicht denken, dass sich der Bewusstseinsinhalt nur auf einen bestimmten Wirklichkeitsinhalt bezieht.

Dass wir mit Sprache existierende Wirklichkeitsinhalte eindeutig identifizieren können, ist Grundlage für all unsere gemeinsamen und geteilten Erkenntnisse. Die Ansicht, dass es keinen Kontakt durch Wahrnehmung mit einem bestimmten Objekt geben muss, um an es direkt zu denken, entspricht herkömmlich im Englischen einem neo-Russellian-Standpunkt. Die metaphysischen Probleme, welche herkömmlich mit dem Begriff singulärer Propositionen verbunden sind, erscheinen zum Teil schlicht absurd und entspringen dem irregeführten Begriff der Proposition. Siehe dazu das Kapitel H&F: Wahrheit im Buch.


Fazit: Ein Sprachzeichen kann starr genannt werden, wenn es sich nur auf identische Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalte bezieht, und singulär, wenn es sich nur auf einen einzigen bezieht.


13 Universalienproblem

Nach dem Universalienproblem ist die Wahrheit von Universalien wie Eigenschaften oder Relationen problematisch. Es sei unklar ob man Allgemeinbegriffen wie Mensch und Menschheit eine ontologische Existenz beimessen kann. Dabei scheint es trivial, dass Mensch sich auf jeden Menschen beziehen kann, und Menschheit sich auf alle Menschen bezieht. Die Begriffe Mensch und Menschheit haben also existierende Bedeutungen. Als Universalien wurden auch Platons Ideen, sowie Regeln, Tugenden, Kategorien oder Werte bezeichnet. Dies alles sind nur gedankliche Konzepte in den Köpfen von Menschen, welche in Form von Sätzen als Wirklichkeitsinhalt existieren können.

Dies entspricht dem Standpunkt des Nominalismus13. Der Begriff Teller stünde nicht für die Idee eines Tellers, sondern wäre der Name für die Gruppe aller Teller. Die Idee eines Tellers gibt es allerdings auch. Es ist schlicht die Vorstellung eines Tellers als Bewusstseinsinhalt bzw. dessen Gehirnzustand. Genauso sind der Mensch und die Menschheit Ideen (Bewusstseinsinhalte), in diesem Fall Vorstellungen von Wirklichkeitsinhalten. Die Sprachphilosophie beschäftigt sich noch heute mit der Frage, ob Eigenschaften („Röte“) und Klassen („Lebewesen“) eigenständig existieren. Dabei scheint es wieder trivial was der Begriff Lebewesen bezeichnet, und dass Lebewesen existieren. Ebenso bezeichnet die Röte alles was rot. Ansonsten können solche Begriffe nur als Vorstellung existieren. Auch Zahlen existieren, denn jeder einzelne Wirklichkeitsinhalt entspricht einer „1“, ist also die Bedeutung einer „1“. Es heißt, dass für den Nominalismus Ähnlichkeit nicht erklärbar sei. Ähnlichkeit ist jedoch entweder schlicht ein gegebener Fakt der nicht erklärt werden muss, oder eine physikalische Tatsache die mit den physikalischen Theorien möglicherweise erklärt werden kann.

Kriterien von Universalien sind herkömmlich Zeitunabhängigkeit, reine Begrifflichkeit, fehlende Wahrnehmbarkeit und fehlende kausale Wirkung. Dies würde auf Bewusstseinsinhalte zutreffen, jedoch sind diese auch nicht zeitunabhängig, denn sie sind nur flüchtige Erscheinungen. Die Begriffe Mensch und Menschheit, aber auch Gerechtigkeit oder die Menge der geraden Zahlen, heißt es, sind ohne konkrete Bezugnahme (wie dieser Mensch; die Menschheit zu jenem Zeitpunkt) zeitunabhängig, rein begrifflich, nicht wahrnehmbar und auch nicht kausal. Dies ist eine ziemlich verdrehte Betrachtungsweise. Der Begriff Mensch ist nicht zeitunabhängig, da wir Menschen ihn erfunden haben und er vor uns nicht existierte. Und natürlich ist der Begriff „rein begrifflich“ denn er ist schlicht ein Begriff. Der Begriff ist zwar als Bewusstseinsinhalt wie jeder Bewusstseinsinhalt nicht von anderen Subjekten wahrnehmbar, kann jedoch wahrnehmbar sein, wenn man ihn als Wirklichkeitsinhalt realisiert (Schrift, Sprache als Schallwellen und auch die Gehirnzustände des Bewusstseinsinhaltes des Begriffs). Der Begriff Mensch kann auch als Wirklichkeitsinhalt wie jeder Wirklichkeitsinhalt in einem Kausalitätsverhältnis stehen (als Bewusstseinsinhalt jedoch nicht, da Bewusstseinsinhalte nur durch die Wirklichkeitsinhalte bestimmt sind). Bezieht man die genannten Eigenschaften des Begriffs auf die Bedeutung des Begriffs, ändert dies nichts, da Bedeutungen auch nur Wirklichkeitsinhalte oder Bewusstseinsinhalte sind. Wobei jedoch die Bedeutung von Sprachzeichen wie die Menge der geraden Zahlen nicht existent ist, denn weder im Kopf noch in der Welt existiert diese Menge. Die unendliche große Bedeutung könnte jedoch in einem unendlich andauernden Prozess realisiert werden, wenn man unendlich viele Wirklichkeitsinhalte oder unendlich viele Bewusstseinsinhalte hätte. Dem Begriff der Universalien entspricht der Bedeutung, welcher sich jedoch auch als etwas Physikalisches definiert.

Allgemeinbegriffe benennen nichts, was es nicht auch in den Einzeldingen geben könnte. Sonst wäre die benannte Eigenschaft eines Allgemeinbegriffs sinnlos.

Auch kontrafaktische Sätze wie „die Katze könnte auf der Matte sitzen“ und probabilistische Sätze wie „die Katze sitzt höchstwahrscheinlich auf der Matte“ seien problematisch. Ersteres bedeutet, dass die Katze entweder auf der Matte sitzt, oder nicht auf der Matte sitzt, beides hat Bedeutungen die man zuordnen kann. Und das ist wahr, wenn entweder das eine oder das andere der Fall ist. Und letzteres bedeutet, dass ganz viele Varianten möglich sind, aber in sehr vielen von diesen die Katze auf der Matte sitzt. Der zweite Satz verhält sich also genau wie der erste, nur dass schier unendlich viele andere Bedeutungen dazu kommen, da die Katze auch irgendetwas andere machen kann bzw. an irgendeinem anderen Ort sein könnte. In der großen Mehrheit der möglichen Fälle sitzt sie jedoch auf der Matte.

Viel diskutierte Universalien sind z. B. Naturgesetze und Bewegungen. Da Naturgesetze letztlich nur Bewegungen von Wirklichkeitsinhalten beschreiben und dabei einen räumlich und zeitlich absoluten Anspruch haben, sind sie nur Annahmen von Bewegungen. Und Bewegung ist Veränderung, also die Menge der unterschiedlichen oder unterscheidbaren Zustände, welche nacheinander folgen. Damit ist Bewegung auch nur eine Menge an Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalten. Auch der Begriff der Ähnlichkeit wurde als Universalie untersucht. Ähnlichkeit bedeutet, dass zwei Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalte teilweise gleich sind. Ähnlichkeit bezieht sich also auf jedes Paar oder jede Menge gleicher Wirklichkeits-/Bewusstseinsinhalte.

Das Universalienproblem löst sich also, wenn man erkennt, dass alles nur Wirklichkeitsinhalte und Bewusstseinsinhalte sind, für welche wir Begriffe (Sprachzeichen) verwenden. Die Bedeutungen von Universalien sind also wie bei allen Sprachzeichen schlicht Wirklichkeitsinhalte oder Bewusstseinsinhalte. Und diese Bedeutungen existieren ebenfalls wie bei allen Sprachzeichen ebenfalls als Bewusstseinsinhalt (bzw. deren Gehirnzustand) im Sinne einer Idee bzw. einer Bedeutung, wie der Mensch. Es kann viele Referenten als Wirklichkeitsinhalte oder Bewusstseinsinhalte geben, die diesen Ideen ähnlich sind. Das Universalienproblem bestand also nur aus metaphysischen Verirrungen.

M. Gabriel (2019) meint, dass der Nominalismus genau wie der Ideen-Realismus von der Existenz von (Allgemein-)Begriffen ausgeht, weil der Nominalismus meine, dass alles nur Einzeldinge sind, und der Begriff des Einzeldings somit real wäre. Allgemeinbegriffe existieren jedoch natürlich insofern, als alle Dinge existieren, die mit dem Begriff bezeichnet werden. So heißt es, dass das Hundsein des Hundes ist in allen einzelnen Hunden anwesend sei.

Real existierende Universalien werden zum Teil auch verstanden als Eigenschaften, die sich in verschiedenen Einzeldingen wiederholen. Dem gegenüber steht die Theorie der Tropen: Eigenschaften, welche stets als individuelle, partikularisierte Eigenschaften existieren. Diese Debatte scheint lediglich rein begrifflich zu sein, da es physikalisch überhaupt keine Frage ist, ob Dinge einzeln existieren und vollkommen gleich sein können. Nach nominalistischen Theorien gibt es keine Eigenschaften als eigene Entitäten, sondern nur die konkreten Einzeldinge. Ob Eigenschaften als eigene Entitäten existieren ist jedoch entweder eine physikalische Frage, oder eine Frage der begrifflichen Definition. Bei dieser ganzen Diskussion scheint es sich wie bei vielen Diskussionen der Analytischen Ontologie um Metaphysik zu handeln, welche schon Anfang des 20. Jahrhunderts als sinnlos kritisiert wurde.


Fazit: Beim Universalienproblem konnte man Allgemeinbegriffe als die Bedeutung eines Sprachzeichens wie „rot“ als das Rotsein nicht in der Wirklichkeit bzw. im Bewusstsein verorten. In der Wirklichkeit existieren nur konkrete Wirklichkeitsinhalte. Wir besitzen jedoch eine unbewusste bzw. abstrakte Vorstellung als Bedeutung eines Sprachzeichens.


14 Sprachzeichen als Wahrheit

Zu Sprachzeichen als Wahrheit, siehe den entsprechenden Abschnitt im Buch.


Wahrheit bei variablen Referenten bzw. subjektiven Empfindungen

Die Wahrheit eines Sprachzeichens bzw. einer Aussage ist natürlich immer abhängig von der Wirklichkeit auf welche sie bezogen ist. „Dieser Hund ist niedlich“, was bedeutet, dass der Hund als niedlich empfunden wird, ist also nur wahr bezogen auf Menschen die den Hund als niedlich empfinden. Solch eine Aussage könnte sich dann im allgemeinen Sinne als wahr definieren, wenn sie auf eine Mehrheit von Individuen zutrifft.

Eine Aussage wie „der Ball ist rot“ bedeutet, dass der Ball von einem Subjekt als rot empfunden wird. Die repräsentative Zuordnung der Farben zu den Abschnitten auf dem Spektrum elektromagnetischer Wellen (Wirklichkeitsinhalte) entspricht schlicht jener Zuordnung, wie sie bei Menschen normalerweise vorkommt. Es gibt auch andere Zuordnungen durch andere Farbwahrnehmungen, wie bei Farbenfehlsichtigkeit. Wird etwas von der Mehrheit der Menschen als rot empfunden, wird die Aussage, dass es rot ist, zum Standard. Dass es grün ist, kann als falsch betrachtet werden, obwohl es jemand als grün empfindet, weil eine mehrheitliche Wahrheit gefordert ist. (Wenn jedoch nur eine Täuschung für das Empfinden als rot verantwortlich war, dann ist es nicht der Ball, sondern der Ball zusammen mit der Täuschung, die als rot empfunden werden. Dass der Ball rot ist bzw. als rot empfunden wird, ist dann also falsch.)

Wahrheit impliziter und widersprüchlicher Bedeutungen

Der Begriff der Wahrheitsfähigkeit meint zwar eigentlich, dass etwas theoretisch wahr sein kann, aber den Begriff der Wahrheit bzw. nicht-Wahrheit können wir trotzdem auch auf physikalisch unmögliche oder logisch widersprüchliche Begriffe oder Aussagen anwenden, wie „Es gibt verheiratete Junggesellen“ oder „ein Ding kann zugleich existieren und nicht existieren“. Diese wären demnach schlicht falsch bzw. nicht wahr, weil das was sie beschreiben nicht existiert. Die Einschränkung der Verwendung des Begriffs der Wahrheit auf Wahrheitsfähiges erscheint unnötig.

Philosophen und Denker haben sich seit jeher den Kopf über paradoxe Aussagen wie „Dieser Satz ist falsch“ zerbrochen (Ernst 2016, 57 f.). Genau wie die Aussage „Dieser Gegenstand ist rund“ das gleiche bedeutet wie „Es ist wahr, dass dieser Gegenstand rund ist“, bedeutet die Aussage „Dieser Satz ist falsch“ das gleiche wie „Es ist wahr, dass dieser Satz falsch ist“, was wiederum nichts anderes bedeutet wie „Dieser Satz ist falsch und wahr“. Der Satz widerspricht sich selbst, drückt also keinen Wahrheitswert aus. (Er hat lediglich die implizite und auch wahre Bedeutung, dass der Satz existent ist.) Viel mehr muss dazu eigentlich gar nicht gesagt werden.


Literatur- und Quellenverzeichnis

Berkeley, George (1710) A Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge 

Bourget, D. & Chalmers, David J. (2013) What Do Philosophers Believe?

Brandom, Robert (1998) Making it Explicit

Carnap, Rudolf
(1928) Der logische Aufbau der Welt
(1972) Bedeutung und Notwendigkeit

Davidson, Donald
(1986) A Nice Derangement of Epitaphs. In: Lepore, Ernest. Truth and Interpretation: Perspectives on the Philosophy of Donald Davidson
(2005) Truth, Language, and History: Philosophical Essays. Volume 5

Gabriel, Gottfried (2020) Grundprobleme der Erkenntnistheorie

Gabriel, Markus (2019) Die ewige Wahrheit und der Neue Realismus

Grice, Paul (1957) Meaning. In: The Philosophical Review, 66

Grundmann, Thomas (2017) Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie

Kripke, Saul (1980) Naming and Necessity

Kutschera, Franz von (1982) Grundlagen der Ethik

Lehmann, Christian
(2023 a) Linguistik: Sprachtheorie: Sprachzeichen www.christianlehmann.eu/ling/ling_theo/
(2023 b) Denotative und konnotative Bedeutung www.christianlehmann.eu/ling/lg_system/sem/index.html?https://www.christianlehmann.eu/ling/lg_system/sem/konnotative_bedeutung.html

Locke, John (1690) Versuch über den menschlichen Verstand

Lyre, Holger (2002) Informationstheorie

Moore, George E. (1970) Principia Ethica

Peirce, Charles S. (1993) Phänomen und Logik der Zeichen

Quante, Michael (2017) Einführung in die Allgemeine Ethik

SEP: Stanford Encyclopedia of Philosophy
(2020) Rigid Designators https://plato.stanford.edu/entries/rigid-designators/
(2020) Singular Propositions https://plato.stanford.edu/entries/propositions-singular/

Schurz, Gerhard (2021) Erkenntnistheorie. Eine Einführung

Vater, Heinz (2005) Referenz-Linguistik

Wittgenstein, Ludwig
(1953) Philosophische Untersuchungen
(1990) Tractatus logico-philosophicus. In: Kegan Paul, Trench, Trubner & Co.: International Library of Psychology, Philosophy and Scientific Method


1 Die Beziehung zwischen Sprachzeichen und Bedeutung beruht auf menschlicher Konvention und Vereinbarung statt auf einer naturgegebenen Gesetzmäßigkeit wie Kausalität oder Ähnlichkeit (vgl. Arbitrarität) oder aber auch auf Assoziation – was nicht heißt, dass der Bezug nicht ursprünglich aus einem natürlichen Zusammenhang übernommen wurde oder über diesen auch wiederhergestellt werden kann. Sprachzeichen entsprechen also einem Symbol in der Semiotik nach der Definition von Peirce (1993), als ein Zeichen ist, dessen Beziehung zum Bezeichneten rein konventionell ist und weder auf Ähnlichkeit noch auf einem Ursache-Folge-Verhältnis (auch Kontiguität genannt) beruht. In diesen Sinne sind Sprachzeichen bloße Repräsentationen. Des Weiteren besitzt Sprache als System Strukturen und Regeln die Sprachzeichen Bedeutungen zuordnen. Diese beruhen letztlich jedoch auch auf Konvention.

2 So gebe es eichenhafte Repräsentation nur dann, wenn Subjekte einen Gegenstand als Zeichen für etwas erkennen oder interpretieren können (Teichert 2006, 7.1.) Interne Repräsentation könne als eine notwendige Bedingung für externe/semiotische Repräsentation aufgefasst werden. Dass Zeichen vom einem Subjekt erkannt werden müssen, entspricht auch dem starken Zeichenbegriff.

3 Wird eine Information zur Kommunikation der Bedeutung genutzt, ist es die Wirkung der Information (pragmatischer Aspekt), im Rezipienten eine Bedeutung zu erzeugen (semantischen Aspekt). Diese Verschränkung von Semantik und Pragmatik bezeichnet Lyre (2002) als Semantopragmatik.

4 „Is anything now left of the metaphor with which we began, the figure that has language as something through which we view the world? No: as a metaphor it is seriously misleading. Language is not a medium through which we see; it does not mediate between us and the world. We should banish the idea that language is epistemically something like sense data, something that embodies what we can take in, but is itself only a token, or representative, of what is out there.“ (Davidson 2005, 127 ff.) Denn Sprachzeichen sind nur praktische Repräsentationen für Vorstellungen (und durch Vorstellungen auch Wirklichkeitsinhalte), welche mit ihnen verknüpft werden.

5 So erkannte z. B. Wittgenstein (1953) mit seiner Theorie der Familienähnlichkeit, dass ein Begriff sich auf ein breites (und unscharfes) Cluster von Bedeutungsvarianten beziehen kann, welche sich zum Teil völlig voneinander unterscheiden, aber überbrückende gemeinsame Eigenschaften haben. Dabei gibt es paradigmatische Bedeutungen, die vorgeben was der Kern der Bedeutung ist, und Randbedeutungen, die nur noch entfernt unter den Begriff fallen. So ist z. B. Fußball eindeutig ein Spiel, ein Messerkampf kann jedoch entfernt auch als Spiel bezeichnet werden.

6 Die Bedeutung bzw. der Referent abhängig von der Sprachtätigkeit bzw. der Pragmatik wird auch Sinn genannt.

7 Dass eine allgemeine Idee, wie die Idee eines allgemeinen Dreiecks, nicht (bildlich) vorstellbar ist, sondern nur eine abstrakte Idee bzw. eine Beschreibung sein, da jede Vorstellung eines Dreiecks immer ein bestimmtes Dreieck ist, meint sinngemäß z. B. auch Berkeley (1710, § 13, S. 13f.).

8 Ein Individualbegriff der nur eine konkrete Bedeutung besitzt (zu besitzen scheint) ist allerdings auch nicht unbedingt konkret, sondern kann auch abstrakt sein, da ein Einzelding schwer zu definieren sein kann und sich verändern kann. So meint z. B. Carnap (1928, 216), dass die so genannten individuellen Gegenstände nicht etwa in irgendeinem Sinne logisch einfacher oder einheitlicher sind als die allgemeinen.

9 Moore (1970, 37 ff.) unterscheidet unter anderem in eine Standarddefinition, als jene auf welche wir uns geeinigt haben, dass sie die „normale“ Bedeutung sein soll, und in eine Realdefinition, welches die im Sprachgebrauch tatsächlich gemeinte Bedeutung ist.

10 Siehe dazu den herkömmlichen Standpunkt des Content externalism im Kapitel H&F: Externalismus und Internalismus.

11 Frege (1892) trifft mit den Begriffen Bedeutung und Sinn eine ganz ähnliche Unterscheidung.

12 Siehe z.  B. auch Teichert (2006) Einführung in die Philosophie des Geistes, 4.1.

13 Nach Lockes (1690, Teil 2, Kapitel 3) (ontologischem) Nominalismus sind alle existierenden Dinge Einzeldinge, und Allgemeinbegriffe sind vom menschlichen Geist geschaffen.